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Die Vielseitigkeit der Gradationskurve: Ein Leitfaden zur Bildbearbeitung

Die Gradationskurve ist ein leistungsstarkes Werkzeug in der Bildbearbeitung, das oft unterschätzt wird. Viele Fotografen konzentrieren sich auf die grundlegenden Funktionen der Bildbearbeitung und übersehen dabei die zahlreichen Möglichkeiten, die die Gradationskurve in der Bildbearbeitung bietet.

In diesem Blog findest du alle wichtigen Informationen und Tipps zur Verwendung dieses mächtigen Tools. Von der Anpassung des Kontrasts über die Betonung der Tiefe bis hin zur Erstellung von Bildlooks – die Gradationskurve bietet endlose Möglichkeiten zur Verbesserung deiner Bilder.

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Was ist die Gradationskurve

Die Gradationskurve ist eine graphische Darstellung der Tonwertverteilung des Bildes und ermöglicht es dir, die Tiefen, Mitteltöne und Lichter deiner Bilder individuell anzupassen. Dabei basiert er auf dem Prinzip einer Kurve, die den Zusammenhang zwischen den Tonwerten eines Bildes darstellt.

Die horizontale Achse des Diagramms zeigt den Ausgangszustand (= “Eingabe”) der Tonwerte, von Schwarz (links, Tonwert 0) bis Weiß (rechts, Tonwert 255). Die vertikale Achse zeigt den Zielzustand (= “Ausgabe”) der Tonwerte, ebenfalls von Schwarz (unten) bis Weiß (oben). Durch Klicken und Ziehen auf die Linie kannst du die Tonwerte in deinem Foto anpassen.

Unten Links ist der Schwarzpunkt mit dem Tonwert 0 (Eingabe = 0 und Ausgabe = 0) und oben rechts der Weißpunkt mit dem Tonwert 255 (Eingabe = 255 und Ausgabe = 255)

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Gradationskurve einzusetzen. Du kannst beispielsweise die Tonwerte anpassen, um einen besseren Kontrast zu erzielen. Auch die Optimierung von Helligkeit und Kontrast in bestimmten Bildbereichen ist mit dem Gradationskurven Editor ein Kinderspiel. Durch das Setzen von Ankerpunkten auf der Kurve kannst du gezielt bestimmte Tonwertbereiche anpassen und so das gewünschte Ergebnis erzielen.

Darüber hinaus bietet die Gradationskurve auch die Möglichkeiten zur Farbkorrektur. Mit nur wenigen Klicks kannst du entweder unerwünschte Farbstiche korrigieren oder Farblooks erzeugen.

Die Gradationskurve findest du in so gut wie jeder guten Bildbearbeitungssoftware wie z. B. Adobe Lightroom* oder Photoshop*.

Kontrast und Helligkeit optimieren mit Hilfe der Gradationskurve

Jetzt möchte ich dir zeigen, wie du mit diesem Tool den Kontrast und die Helligkeit deiner Aufnahmen optimieren kannst

Sobald du die Gradationskurve geöffnet hast, wirst du eine diagonale Linie sehen, die von links unten nach rechts oben verläuft. Diese Linie repräsentiert das Originalbild mit unveränderten Tonwerten (wie bereits oben Erwähnt mit Ausgangszustand). Du kannst nun verschiedene Punkte entlang dieser Linie setzen und sie nach oben oder nach unten verschieben, um bestimmte Bereiche des Bildes anzupassen.

Möchtest du mehr Kontrast in deinem Bild kannst du die Gradationskurve verwenden und einen Punkt in den Tiefen setzen und etwas nach unten ziehen und einen Punkt für die Lichter setzen und etwas nach oben ziehen.  Es entsteht eine sogenannte S-Kurve und erzielst dadurch einen stärkeren Kontrast zwischen den dunklen und hellen Bereichen deines Bildes. Mit einer umgekehrten S-Kurve kann das Gegenteil erreicht werden.

Kontraste verstärken mit S-Kurve

Eine weitere Möglichkeit, den Kontrast zu ändern, besteht darin, den Schwarz- und Weißpunkt neu einzustellen. Der Schwarz- und Weißpunkt ist der Punkt, an dem das Bild rein schwarz bzw. rein weiß ist. Verschiebt man den Schwarzpunkt auf der horizontalen Achse nach rechts, wie in der unteren Abbildung zu sehen, hat der Schwarzpunkt nicht mehr den Tonwert 0, sondern den Tonwert 20. Das bedeutet, dass alle Werte bis zum neuen Tonwert zu reinem Schwarz werden. Die Schatten werden beschnitten.
Verschiebt man den Weißpunkt entlang der horizontalen Achse nach links, so hat der Weißpunkt nicht mehr den Tonwert 255, sondern 231. Das heißt, alle Werte bis zum neuen Tonwert werden zu reinem Weiß. Die Lichter werden beschnitten. Dadurch erhöht sich der Kontrast.

Zieht man nun, wie in der Abbildung zu sehen, den Schwarzpunkt vertikal nach oben, wird der Schwarzwert heller und ein hellerer Tonwert zugewiesen (von 0 auf 18), zieht man den Weißregler nach unten, wird er dunkler und ein dunklerer Tonwert zugewiesen (von 255 auf 239). Dadurch wird der Kontrast verringert.

Kontraste verstärken mit Schwarz- und Weißpunkt
Kontraste reduzieren mit Schwarz- und Weißpunkt

Außerdem kannst du einzelne Tonwerte gezielt erhöhen oder verringern und so das Gesamtbild heller oder dunkler machen. Dazu platzierst du einfach einen Punkt auf der Kurve und ziehst ihn nach oben oder unten. Achte jedoch darauf, dass du nicht zu extreme Anpassungen vornimmst, da dies schnell zu überbelichteten oder unterbelichteten Bereichen führen kann.

Farbkorrekturen durchführen mit Hilfe der Gradationskurve

Ein weiteres nützliches Feature der Gradationskurve ist die Möglichkeit zur selektiven Anpassung von bestimmten Farbkanälen. Mit nur wenigen Klicks kannst du die Farbgebung deiner Aufnahmen optimieren und ihnen so einen ganz besonderen Look verleihen. So kannst du einzelne Farbtöne gezielt anpassen oder den gesamten Farbbereich deines Fotos verändern.
Wähle dazu den gesamten Farbbereich (RGB) oder den gewünschten Kanal aus, z.B. Rot, Grün oder Blau. Durch das Verschieben der Punkte entlang des gesamten Farbbereichs oder des ausgewählten Farbkanals kannst du die Farbwiedergabe gezielt beeinflussen.
So kann z.B. durch Anheben des Blaukanals in den Lichtern ein kühler Blauton oder durch Absenken des Rotkanals in den Schatten ein grünlicherer Farbton erzeugt werden.

Funktionsweise der Farbkanäle der Gradationskurve:

Die folgende Abbildung zeigt die Farbkanäle der Gradationskurve. Jeder Farbkanal stellt zwei Farben dar. Die eigen Farbe des Kanals und die Komplementärfarbe.

Rotkanal
Grünkanal
Blaukanal

Zieht man die Kurve z.B. im Rotkanal nach oben, wird die Helligkeit der roten Bereiche im Bild erhöht. Dadurch erscheinen rote Objekte oder Bereiche heller und dominanter. Zieht man die Kurve nach unten, verringert sich die Helligkeit der roten Bereiche im Bild und es entsteht ein Cyan-Ton (die Komplementärfarbe von Rot). Die anderen Farbkanäle verhalten sich entsprechend.

Dies wird in der folgenden Abbildung nochmals verdeutlicht:

RGB Farbraum - additive Farbmischung

Wird rotes Licht weggenommen, bleiben zwei Farben übrig, nämlich Grün und Blau, und das ergibt Cyan.

Mehr zur Additive Farbmischung findest du hier:

Detailverbesserungen mittels der Gradationskurve

Ein wichtiger Aspekt der Detailverbesserung ist die Betonung von Tiefen und Lichtern in deinem Foto. Durch geschicktes Anpassen der Gradationskurve kannst du bestimmte Bereiche hervorheben oder abschwächen, um eine bessere Ausgewogenheit im Bild zu erzielen. Wenn zum Beispiel Details in den Schatten verloren gegangen sind, kannst du sie mit der Gradationskurve wieder hervorheben.

Um Details in der Tiefe zu verbessern, setze einen Punkt im linken unteren Bereich unten und ziehe ihn nach oben. Dadurch werden dunkle Bereiche aufgehellt und mehr Struktur sichtbar. Für noch präzisere Ergebnisse kannst du auch gezielt einzelne Farbkanäle bearbeiten. Wenn du zum Beispiel den roten Kanal wählst und einen Punkt auf der Kurve nach oben ziehst, kannst du die roten Details in deinem Foto verstärken. Bei der Detailverbesserung sind deiner Kreativität keine Grenzen gesetzt! Experimentiere am besten mit verschiedenen Einstellungen und beobachte, wie sich das Bild verändert.

Spezialtechniken zur kreativen Gestaltung

Nachfolgend noch ein paar Bildlooks die alleine mit der Gradationskurve erzeugt werden können.

Verwaschener Look:

Wie bereits oben erwähnt kann mit einer umgekehrten S-Kurve der Kontrast verringert werden. Je größer die umgekehrte S-Kurve ist desto mehr werden die Highlights und Schatten abgeflacht, wodurch ein verwaschener, retroartiger Look entsteht.

Cross-Processing-Effekt:

Auch kannst du mit der Gradationskurve einen sogenannten Cross-Processing-Effekt erzielen.

Cross-Processing

In der analogen Fotografie wurden Farbfilme absichtlich mit Entwicklungschemikalien verarbeitet, die für einen anderen Filmtyp bestimmt waren, was zu unkonventionellen Farbeffekten und einem einzigartigen visuellen Ausdruck führte. Dies wurde als Cross-Processing bezeichnet.

Mit der Gradationskurve ist es relativ einfach diesen Cross-Processing-Effekt zu erzielen indem du beispielsweise den Blaukanal in den Highlights anhebst und den Rotkanal in den Schatten absenkst.

Klassischen Film-Look:

Um den klassischen Filmlook zu erzielen der an traditioneller Filme erinnert, schwäche den Kontrast leicht ab und erzeuge eine subtile Farbtonung.
Ziehe den oberen rechten Bereich der Kurve leicht nach unten und den linken Bereich der Kurve leicht nach oben. Dadurch wird der Kontrast im Bild etwas reduziert. Die subtile Farbtonung erreichst du indem du z.B. die Kurve im Rotkanal leicht nach unten ziehst um einen leichten  Cyan-Farbton zu erzeugen oder die Kurve im Blaukanal leicht nach unten ziehst um einen wärmeren Gelbton zu erzeugen.

Vintage-Look:

Den Vintage-Look kannst du mit der Gradationskurve erziehlen wenn du eine warme, bräunliche Färbung erzeugst.
Senke dazu den Blaukanal in den mittleren bis dunklen Tonwerten ab und hebe gleichzeitig den Rot- und Grünkanal leicht an. Dadurch nimmt dein Bild eine sepiaähnliche Tönung an, die an alte, vergilbte Fotografien erinnert. Reduziere danach den Kontrast, wie bereits oben beschrieben, indem du den oberen rechten Bereich der Kurve leicht nach unten und den linken Bereich der Kurve leicht nach oben ziehst. Durch den abgeschwächtem Kontrast entsteht ein verwaschenes Aussehen was für den Vintage-Look typisch ist.

Dies sind nur ein paar Beispiele welche Bildlooks mithilfe der Gradationskurve in der Bildbearbeitung erzeugt werden können und sie bietet eine breite Palette an kreativen Möglichkeiten, indem sie eine unglaubliche Flexibilität und Präzision bei der Anpassung von Tonwerten und Farben in einem Bild ermöglicht. Ich denke, man kann sagen, dass die Möglichkeiten zur Erzeugung von Bildlooks mit der Gradationskurve nahezu grenzenlos sind.

Fazit

Die Gradationskurve ist ein mächtiges Werkzeug für die Bildbearbeitung. Es wird oft unterschätzt, bietet jedoch eine Vielzahl von Möglichkeiten, von der Anpassung von Kontrasten bis hin zur Erzeugung einzigartiger Bildlooks. Um das volle Potenzial dieses Tools auszuschöpfen, ist es wichtig, sich Zeit zu nehmen, zu experimentieren und zu üben.

Viel Spaß beim Experimentieren!

FAQ

zur Gradationskurve in der Bildbearbeitung

Die Gradationskurve ist ein nützliches Werkzeug in der Bildbearbeitung. Sie zeigt die Verteilung der Tonwerte in einem Bild an und ermöglicht es, Tiefen, Mitteltöne und Lichter individuell anzupassen. Mit ihr kann der Kontrast und die Helligkeit von Bildern optimiert werden. Das ist sehr praktisch

Du findest die Gradationskurve in fast jeder guten Bildbearbeitungssoftware. Die großen Namen wie Adobe Lightroom oder Photoshop haben sie auf jeden Fall. Du findest sie jedoch auch in anderen Programmen, wenn sie etwas auf sich halten.

Nein, du kannst damit viel mehr machen! Du kannst nicht nur den Kontrast anpassen, sondern auch gezielt die Helligkeit und sogar die Farben in bestimmten Bereichen deines Bildes verändern. Mit der Gradationskurve kannst du kreative Effekte erzeugen, wie zum Beispiel Vintage-Looks.

Ja klar, auch wenn du noch nicht so viel Erfahrung in der Bildbearbeitung hast, kannst du mit der Gradationskurve arbeiten. Es ist nur wichtig, dass du ein bisschen rumprobierst und dir Zeit nimmst, um zu verstehen, wie sie funktioniert. Übung macht den Meister!

Die Gradationskurve gibt dir viel mehr Kontrolle über die Bearbeitung als andere Werkzeuge. Du kannst wirklich genau bestimmen, wie die Anpassungen aussehen sollen und deinem Bild so deinen persönlichen Stempel aufdrücken.

Oh, da gibt es echt viele! Du kannst damit deine Bilder richtig alt aussehen lassen, wie aus einer anderen Zeit. Oder du erzeugst so einen Cross-Processing-Effekt, der total stylisch ist. Die Gradationskurve ist echt ein kreatives Werkzeug!

Hmm, man muss ein bisschen aufpassen. Wenn man zu stark an den Reglern dreht, kann es schnell passieren, dass das Bild komisch aussieht. Zu viel Kontrast oder überbelichtete Stellen sind so typische Sachen. Also lieber vorsichtig einstellen! Weniger ist manchmal mehr.

Ja klar, das geht auch! Viele Programme bieten vorgefertigte Presets an, die du direkt auf dein Bild anwenden kannst. Das ist besonders praktisch, wenn du nicht so viel Zeit hast oder einfach mal schauen möchtest, wie verschiedene Looks auf deinem Bild aussehen. Und wenn dir eins gefällt, kannst du es immer noch anpassen.

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