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Panorama fotografieren in der Landschaft – schnell und einfach

Wie du schnell und einfach ein Panorama in der Landschaft fotografieren kannst und auf was du dabei achten solltest erkläre ich in diesem Artikel. Dabei wird auf das Thema Nodalpunkt nicht eingegangen, da dies bei den meisten Landschaftsaufnahmen selten beachtet werden muss, außer du fotografierst z.B. auf engstem Raum.

Wann oder warum sollte ich eine Panoramaaufnahme erstellen?

Du stehst vor einer unglaublich schönen Bergkulisse oder einer Landschaft und bekommst die komplette Szenerie nicht auf den Sensor, weil es mit deinem Objektiv einfach nicht möglich ist. Oder du möchtest ein Bild aufnehmen, das eine viel höhere Auflösung hat als deine Kamera um dadurch ein Bild größer ausdrucken zu können. Genau dann lohnt es sich eine Panoramaaufnahme zu erstellen.

Jetzt hättest du zum einem die Möglichkeit ein sehr weitwinkliges Objektiv zu verwenden, um die komplette Szenerie auf den Sensor zu bannen. Doch leider könnte dann dein Motiv auch weit weg sein. Um z.B. eine Bergkulisse zu Fotografieren die sehr weit weg ist müsstest du vielleicht deshalb weit reinzoomen, aber dadurch bekommst du natürlich nur einen Teil der Kulisse aufs Bild. Da bietet sich eben eine Panoramaaufnahme an.

Was ist denn eigentlich eine Panoramaaufnahme?

Eine Panoramaaufnahme besteht aus mehreren Einzelbildern. Es werden also mehrere Bilder der Szenerie hintereinander fotografiert und diese Bilder später in der Bildbearbeitung zu einem Bild zusammengefügt (gestitcht).

Kameraeinstellungen​​

Aufnahmemodus in der Kamera

Bei einer Panoramaaufnahme ist es wichtig das die Belichtung bei allen Einzelbildern gleich eingestellt ist. Der Modus der Kamera muss deshalb auf (M) für manuell stehen. In diesem Modus kann die Blende, Belichtungszeit und der ISO-Wert selbst gewählt werden und man hat somit die Kontrolle über die Belichtung. Da im Automatikmodus bzw. Halbautomatikmodus jeder Bildausschnitt anders belichtet würde hätte man beim späteren zusammenfügen der Einzelbilder unerwünschte Helligkeitssprünge im Bild. Außerdem wäre womöglich auch die Schärfe im Bild unterschiedlich da die Blende bei jedem Bildausschnitt evtl. unterschiedlich gewählt wird.

Der M-Modus am Wahlrad der Kamera
M-Modus (manuell)

Weißabgleich

Auch hier sollte der automatische Weißabgleich abgeschaltet werden und manuell für alle Bilder gleich eingestellt werden. Fotografiert man im RAW-Format, was ich dringend empfehlen würde, kann der Weißabgleich auch nachträglich für alle Bilder gleichgesetzt werden. Wichtig ist das der Weißabgleich aber vor dem Zusammenfügen der Bilder gesetzt wird.

Belichtung an der Kamera einstellen

Um die Belichtung im (M) Modus zu kontrollieren, gibt es ein Hilfsmittel in der Kamera. Die sogenannte Belichtungsskala. Dieser zeigt dir an, ob du zu hell oder zu dunkel belichtet hast (Balken links: zu dunkel, Balken rechts: zu hell).

Belichtungsskala auf dem Kameradisplay
Die Belichtungsskala zeigt -1 (1 Blende unterbelichtet)

Um eine geeignete Belichtung für das Panorama zu ermitteln, wählt man die niedrigste ISO aus und stellt z.B. die Blende auf einen gewünschten Wert. Man visiert den ersten Bildausschnitt an und stellt die Zeit so ein bis der Balken in der Mitte steht.
Danach schwenkt man den kompletten aufzunehmenden Bereich mit der Kamera ab und beobachtet die Belichtungsskala.
Es wird dadurch der hellste und der dunkelste Bereich ermittelt. Jetzt passt man immer wieder die Zeit an, um eine Belichtung zu erreichen bei der die Abweichungen zur Mitte sehr gering ist. Evtl. muss man auch den ISO-Wert anpassen.
Sind die Abweichungen zu hoch bietet es sich an einen Verlaufsfilter zu verwenden oder ein HDR zu erstellen. Ich benutze auch sehr oft das Histogramm, um die Belichtung zu ermitteln.

Fokussieren

Auch hier muss der automatische Autofokus ausgeschaltet werden, da bei jedem Auslösen der Fokus neu eingestellt wird (außer die Belichtung und der Autofokus ist in der Kamera getrennt eingestellt).
Am Objektiv wird deshalb der Autofokus abgeschaltet und der Fokus manuell am Objektiv gesetzt. Dadurch bleibt er bei allen Einzelaufnahmen gleich.

Bildstabilisator am Objektiv ausschalten
Manueller Fokus
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Aufnahmetechnik

Die Aufnahme der Einzelbilder

Wenn alles eingestellt ist, dann kann mit der Aufnahme der Einzelbilder begonnen werden.

Du fängst links an und schwenkst nach jeder Aufnahme so weit nach rechts bis sich der Bildausschnitt mit dem vorigen um ca. 1/3 überlappt. Die Überlappung ist sehr wichtig damit die Software, wie z.B Adobe Lightroom* , beim späteren zusammenführen (Stitching) der Einzelbilder zum Panorama keine Probleme bekommt.
Außerdem empfehle ich dir links und rechts noch mehr vom eigentlichen Panorama mitzunehmen, damit du es später richtig beschneiden kannst.

Auch bei einem mehrstufigen Panorama sollte sich der Bildausschnitt um mind. 1/3 zum unteren Bild überlappen. Des Weiteren muss man sich den linken Anfangspunkt und den rechten Endpunkt der unteren Bildreihe merken.

Ein mehrstufiges Panorama aus der Hand zu fotografieren ist nicht so einfach wie von einem Stativ, aber dennoch möglich. Generell empfehle ich hier aber ein Stativ zu nutzen, damit das mehrstufige Panorama auch wirklich funktioniert.

Panoramaaufnahme aus der Hand - Praxis

Panoramen einer Landschaft aus der Hand zu fotografieren, funktioniert in der Regel sehr gut. Hier ist zu beachten, wie bei allen anderen Aufnahmen auch die aus der Hand fotografiert werden, dass die eingestellte Verschlusszeit gehalten werden kann, um Verwacklungen bei der Aufnahme zu verhindern. Notfalls muss man den ISO nach oben drehen oder besser, vom Stativ fotografieren.

Wenn alle Einstellungen an der Kamera vorgenommen wurden, kann der gewünschte Bereich fokussiert werden. Danach den Autofokus auf manuell stellen und mit den Aufnahmen beginnen.

Eine komfortablere Lösung ist hierbei, wenn deine Kamera eine eigene Taste für das Setzen des Fokus hat. Bei meiner Canon* gibt es eine Taste, die sich AF-ON nennt. Hiermit setze ich den Fokus und halte die Taste so lange gedrückt (der Fokus ändert sich nicht mehr, auch nicht beim Auslösen) bis die Aufnahmen im Kasten sind.

Bei den Einzelaufnahmen ist zu achten, dass die Aufnahmen möglichst alle auf der gleichen horizontalen Ebene fotografiert werden. Am besten dabei nicht den eigenen Körper drehen, sondern den Körper um die eigene Achse bewegen.

Mit ein bisschen Übung gelingen so schnell Panoramen ohne größeren Aufwand im “Vorbeigehen”.

Das untere Bild zeigt eine Panoramaaufnahme aus der Hand. Die Lichtbedingungen waren ausreichend, um eine kurze Belichtungszeit zu wählen und eine verwacklungsfreie Aufnahme aus der Hand zu ermöglichen.

Panoramaaufnahme aus der Hand, bestehend aus 7 Bilder im Hochformat
Panoramaaufnahme aus der Hand, bestehend aus 7 Bilder im Hochformat

Panoramaaufnahme vom Stativ - Praxis

Bei schlechten Lichtverhältnissen oder bei Langzeitbelichtungen ist eine Aufnahme vom Stativ unabdingbar.

Auch bei mehrzeiligen Panoramen ist eine Aufnahme vom Stativ vorzuziehen, da hierbei der Anfangspunkt, Endpunkt und die Höhe der nächsten Bildreihe exakt gesetzt werden kann.

Die Vorgehensweise ist eigentlich die gleiche wie von Hand, allerdings bringt hier die AF-ON Taste nichts. Der Fokus muss auf manuell gestellt werden. Außerdem muss das Stativ und die Kamera mit Hilfe der Wasserwage ausgerichtet werden. Schwenke dazu den aufzunehmenden Bereich ab, um mit der Wasserwage die korrekte Ausrichtung zu kontrollieren. Die Kamera sollte hier bei jedem Bildausschnitt im Wasser stehen. Je genauer du das machst umso besser ist dein Ergebnis zum Schluss.
Wichtig ist auch das du den Bildstabilisator ausschaltest, da es sonst zu Verwacklungen in deinem Bild kommen kann.

Je nachdem welcher Stativkopf verwendet wird bieten diese unter anderem eine Grad-Skala, in der man die Position genau ablesen kann. Damit lassen sich die Einzelbilder exakt fotografieren.

Auf meinem Vanguard-Stativ* habe ich den Stativkopf SBH-250* montiert. Mit diesem komme ich sehr gut zurecht, um gelegentlich Panoramen zu fotografieren.

Das untere Bild zeigt eine Panoramaaufnahme vom Stativ. Da die Lichtverhältnisse sehr dunkel waren wäre eine Aufnahme nur mit einem sehr hohen ISO möglich gewesen, was aber dadurch die Bildqualität erheblich vermindert hätte.

Panoramaaufnahme vom Stativ, bestehend aus 8 Bilder im Hochformat
Panoramaaufnahme vom Stativ, bestehend aus 8 Bilder im Hochformat

Zusammenfügen der Einzelbilder in Adobe Lightroom (Stitching)

Zusammenfügen von Fotos als Panorama in Adobe Lightroom
Panorama erstellen in Lightroom

Das Zusammenfügen der Einzelbilder ist denkbar einfach mit Adobe Lightroom*. Man selektiert alle Einzelaufnahmen und wählt mit der rechten Maustast Zusammenfügen von Fotos – Panorama. Nach einer kurzen Berrechnung kann man im Vorschaufenster noch diverse Einstellungen vornehmen.
Solltest du im RAW fotografiert haben und den Weißabgleich auf automatisch gelassen haben, muss man vor dem Stitchen noch den Weißabgleich für alle Bilder gleich einstellen.

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Vorschau Zusammenfügen von Fotos Panorama in Adobe Lightroom
Vorschau für Zusammenfügen Panorama in Lightroom

Projektion
Kugelförmig: Gut geeignet für sehr breite oder mehrreihige Panoramen
Perspektivisch: Sehr gut geignet für Architekturbilder
Zylindrisch: Gut geignet für breite Panoramen, lässt vertikale Linien gerade

Am besten probierst du die unterschiedlichen Projektionen einfach aus. Ich benutze eigentlich meistens für meine Landschaftspanoramen Kugelförmig.

Randverkrümmung
Das Panorama wird so verzerrt das die weißen Bereiche aufgefüllt werden. Dadurch muss das Panorama nicht so stark beschnitten werden. Der Algorhytmus versucht auch den Horizont auszurichten. Das funktioniert in der Regel auch ziemlich gut. Sollte das Bild zu sehr verzerren, gerade bei vertikalen Linien im Randbereich kann das passieren, dann mit der Einstellung etwas herunter gehen.

Kanten ausfüllen
Die weißen Bereiche werden versucht durch den Algorhytmus aufzufüllen.

Automatisches Freistellen
Das Bild wird so beschnitten das keine weißen Bereiche mehr vorhanden sind.
Ich würde das generell aber erst nach dem Zusammenfügen der Bilder machen

Automatische Einstellungen
Passt die Belichtung automatisch an. Auch das würde ich nach dem Zusammenfügen selber machen.

Stapel erstellen
Alle Einzelaufnahmen und das Panorama werden gruppiert. Das Zusammengfügte Panorama liegt dabei ganz oben.

Je nach Leistungsfähigkeit deines Rechners und größe deines Panoramas, kann das Stitchen sehr lange dauern. Gerade bei mehrreihigen Panoramen kann man sich schon gerne mal einen Kaffee machen.
Auf meinem Laptop hatte ich schon mal 2 Stunden gewartet und der Rechner hatte keine Reaktion mehr.
Ein normales Panorama mit z.B. 8 Bildern geht aber relativ schnell.

Kurz und knapp

  • Belichtung ermitteln und manuell einstellen
  • automatischen Weißabgleich abschalten und fest einstellen (Bei einer RAW-Aufnahme kann das auch noch später erfolgen)
  • Bei Aufnahme vom Stativ: Stativ und Kamera mit Hilfe der Wasserwage ausrichten
  • Bei Aufnahme vom Stativ: Bildstabilisator abschalten
  • automatischen Autofokus abschalten und manuell fokussieren
  • Einzelbilder um mindestens 1/3 zu dem vorigen Bildausschnitt überlappen lassen
  • Bei der Aufnahme aus der Hand den Körper um die eigene Achse bewegen
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Zusammenfassung

Mit ein bisschen Übung gelingen sehr schnell brauchbare Panoramas, auch von Hand.

Bei weit entfernten Motiven ohne Vordergrund muss man sich um den Parallaxeneffekt keine Gedanken machen und es gelingen Landschaftspanoramen auch ohne spezielles Zubehör. Auf den Parallaxeneffekt wurde deshalb in diesen Artikel nicht eigegangen.

Bei Aufnahmen mit nahem Vordergrund und Hintergrund im Bild benötigt man dann allerdings einen Panoramakopf* (Nodalpunktadapter).

Aber wie du am unteren Titelbild erkennen kannst, gelingen auch Bilder in denen ein Vordergrund (Brücke) vorhanden ist. Diese Aufnahme wurde aus der Hand aufgenommen, dabei musste ich die Einzelaufnahmen sehr schnell durchführen, um eine Bewegung der Personen während der Aufnahme zu vermeiden. Lightroom hatte keine Probleme beim Zusammenfügen der Bilder.

Panorama aus 8 Einzelbilder im Hochformat, fotografiert aus der Hand
Panorama aus 8 Einzelbilder im Hochformat, fotografiert aus der Hand

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Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. André Leisner

    Hallo Stephan,

    danke, für den informativen Artikel. Bei einem Panorama mit automatischen Weißabgleich und Fokus hatte ich in der Vergangenheit keine Probleme. Hat Lightroom und Photoshop immer gut hinbekommen. Okay, habe meist mit hohen Blenden gearbeitet und in die Ferne fokussiert, wie es mit einer Brücke im Vordergrund ist, habe ich noch nicht getestet und werde beides mal ausprobieren. Viele Grüße nach Augsburg. Dort habe ich auch einige Jahre gelebt. Mein Sohn wohn in Neusäß.

    Viele Grüße jetzt aus Lübeck
    André

    1. Stephan Hockenmaier

      Hallo André,
      danke für deinen Kommentar. Bei hoher Blende und fokusieren in die Ferne wird es meistens keine Probleme geben, außer vielleicht man hat den automatischen Af eingestellt und die Kamera meint auf ein anderes Objekt davor scharf stellen zu müssen. Bei Objekten weiter vorne ist es wichtig das der Autofokus überall gleich ist, da sieht man tatsächlich im Panorama die unterschiedliche Schärfeebene. Kommt natürlich auch auf die Brennweite an. Weißabgleich ist eher unproblematisch wenn man im RAW fotografiert und nachträglich in der Bildbearbeitung bei allen Bildern gleich einstellt.
      Da hat es dich ja ordentlich Richtung Norden gezogen. Lübeck muss eine schöne Stadt sein, bestimmt auch fotografisch sehr interessant.

      Viele Grüße
      Stephan

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